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RÜCKBLICK SAISON 2005/2006 BEZIRKSLIGA, STAFFEL 1
Herges-Hallenberg: Abschied nach elf Jahren / Fambach: Freude oder Trauer? / Möckers: Hemd war doch zu kurz
Abstiegskampf übertrumpfte das Spiel

In der vergangenen Saison ließen sich die Kontrahenten um den Staffelsieg in der Bezirksliga Staffel 1 bis zum letzen Spieltag Zeit. Unterkatz gelang schließlich der größte Wurf in der Vereinsgeschichte: Meisterschaft und Aufstieg in die Landesklasse West!

SCHMALKALDEN – Mit einem solchen Ausgang der Saison hatte Fortuna Unterkatz vielleicht gar nicht mehr gerechnet, war doch Fambach den Kätzern zur Halbzeit bereits mit acht Punkten enteilt und hatte auch später noch, eingedenk ihrer zwei Nachholspiele, alle Trümpfe in der Hand.

Aber der Glaube an die eigenen Stärken kann bekanntlich Berge versetzen und so setzten die Rhöner Fambach mit eigenen Siegen ständig unter Druck. Schließlich wurde die nach mehreren Wechseln an der Spitze fünf Spieltage vor Schluss, am 7. Mai, eroberte Tabellenführung nicht mehr aus der Hand gegeben.

Garant für die Unterkätzer war ihre Torgefährlichkeit. Sie trafen 88-mal, das waren die weitaus meisten Tore der Staffel vor Struth-Helmershof (66). Christian Bauer I mit 27 Treffern als Zweiter und Martin Felsburg mit 24 Treffern als Dritter in der Torschützenliste waren vor allem die Garanten für den Erfolg.

Von den Heimspielen wurde nur ein Spiel gegen Fambach verloren, ansonsten blieb man makellos. Zu den Leistungsträgern des Teams gehören die von Trainer Roberto Hübner gesetzten spielstarken Tschechen Martin Hapiak und Roman Svarc. In den meisten Spielen konnte Hübner eine eingespielte Mannschaft auflaufen lassen, denn das Team blieb von ernstlichen Verletzungen verschont.

Der SV Schwarz-Weiß Fambach war in der 2. Halbserie wegen der ausgefallenen Spiele stark gefordert, und konnte offensichtlich diese Dauerbelastung nicht aushalten. Die Fambacher wären leistungsmäßig nach stets vorderen Plätzen nun ganz einfach „dran gewesen“, gaben aber einen respektablen Punktevorsprung noch aus der Hand und wurden Zweiter.

Am Ende wussten die Fambacher nicht, ob sie sich darüber ärgern oder freuen sollten. Die Wankelmütigkeit und Gespaltenheit in der Mannschaft und im Verein – Aufstieg ja, Aufstieg nein – war letztendlich der entscheidende Faktor für den verpassten Staffelsieg. Die vorzeitige Trennung von Trainer Eberhard Grebner nach einem so lautenden Votum der Mannschaft spricht ebenfalls für sich. Die Spielanlage der Fambacher war wie stets zwar gefällig und gut anzuschauen, aber vielmals zu statisch. Der letzte Druck nach vorn fehlte oft. Viele Tore wurden aus Standards von den tschechischen Gastspielern erzielt und die Spiele damit entschieden. Mit Pavel Svoboda wurde der erste davon mit 40 Jahren verabschiedet. Es wird sich zeigen, wie die Neuorientierung in Fambach beschaffen sein wird.

Der SV 08 Thuringia Struth-Helmershof war als einziger Verein so mutig, als Zielstellung „Platz 1 bis 5“ auszugeben. Den direkten Wiederaufstieg hätte die Thuringia auch wahrgenommen, wenngleich der Aufbau einer neuen Mannschaft und die Integration der vielen talentierten eigenen Nachwuchsspieler absolute Priorität hatten. Eine Denkweise, die sich manche Gemeinschaften zu Eigen machen sollte. Die Bezirksliga bietet die Möglichkeiten, junge Spieler reifen zu lassen. Noch, das müssen die Struther sich eingestehen, reichten vor allem auswärts die Mittel nicht aus, gingen etliche Punkte unnötig verloren. Mit dem 3. Tabellenplatz nach einer wesentlichen Steigerung der Leistung im Frühjahr ist man in Struth-Helmershof nicht unzufrieden. Dazu gewann man die Fairplay-Wertung der Staffel 1 und stellte erneut den besten Torschützen. Mit seinen fünf Treffern in Möckers setzte sich Kapitän David Reich mit 28 Treffern zum vierten Mal an die Spitze der Torjäger der Staffel 1.

Über den SV Borsch wurde in den letzten beiden Spieljahren viel Positives geschrieben. So wäre es vielleicht auch geblieben, hätten sich die Spieler von Trainer Georg Blumenthal am 9. Spieltag in Kieselbach nicht selbst ein Bein gestellt. Sie akzeptierten Entscheidungen des Referees aus Hessen nicht und landeten beim Sportgericht. Davon und von Verletzungen spieltragender Akteure erholte sich die Mannschaft lange nicht. Spielerisch hat das Team mit den kreuzgefährlichen Stürmern Martin Gimpel und Andreas Schüler sowie Spielmacher Lorenz Wiegand – einer der Besten in der Staffel – einiges zu bieten. Nicht immer mit ihren Akteuren auf Augenhöhe war die Leitung. So wurde in Unterkatz ein Spieler eingesetzt, der bereits die 5. Gelbe Karte erhalten hatte. Wäre die Mannschaft in den Heimspielen erfolgreicher gewesen, hätte durchaus eine bessere Platzierung erreicht werden können. Eine dennoch erfolgreiche Saison bescherten sich die Borscher mit dem Titelgewinn bei der Hallenbezirksmeisterschaft und dem Gewinn des Südthüringer Vereinspokals.

Als Absteiger aus der Landesklasse hatte der FSV Schmalkalden eine gute Herbstserie, insgesamt aber dann doch einige Schwierigkeiten und belegte schließlich Platz 5. Für Schmalkalden spricht die konstanteste Mannschaftsaufstellung – Resultat auch der recht dünnen Spielerdecke. Zum Glück blieb der Verein von Ausfällen verschont. Zu Saisonbeginn konnte man es durchaus bereits als Erfolg werten, die Mannschaft erhalten zu haben und den Spielbetrieb absichern zu können. Im Verlauf der Saison hat der FSV unter dem neuen Trainer Helmut Sieber viel Charakter und Standhaftigkeit bewiesen. Der jungen Mannschaft gehört zweifellos die Zukunft, und da sie für die neue Saison im Wesentlichen zusammenblieb und sich mit Neuzugängen sogar leicht verstärken konnte, ist mit Schmalkalden in der Spitzengruppe zweifellos wieder zu rechnen. Ob es vielleicht sogar bis zum ernsthaften Aufstiegsaspiranten reicht, muss abgewartet werden.

FC 02 Barchfeld

Mit dem 6. Tabellenplatz kann der Wiederaufsteiger aus Barchfeld mehr als zufrieden sein. Mehrfach gingen die Siege zwar auf Kosten des Fairplays, aber die Tore haben die Barchfelder nun mal selber geschossen. Die stärkste Waffe der von Trainer Ulf Schmidt betreuten Mannschaft war ihr berühmt-berüchtigter Kampfgeist. Schmerzlich zu spüren bekamen das auch die Herges-Hallenberge, als sie nach einer klaren Führung dem in Unterzahl spielenden Barchfeldern noch unterlagen. In der Mannschaft ist jedoch auch spielerisches Potenzial vorhanden. Mit Torjäger Stefan Strauß, Kevin Balzer, Martin Hlawatschek und vor allem Kapitän Stefan Heß verfügt das Team über Einzelakteure, die Spiele im Alleingang entscheiden können. Zudem ist der treue, zahlenmäßig starke Anhang auch bei Auswärtsspielen oft der „zwölfte Mann“. Der Traditionsverein wird in der neuen Saison ein sehr ernst zu nehmender Bezirksligist bleiben.

Die Überraschung ist zweifelsfrei der FSV Oepfershausen . Als sicherer Absteiger gehandelt, wurde der FSV für viele Kontrahenten der Angstgegner. Abgesehen von den desolaten Niederlagen in Trusetal und Struth-Helmershof spielte das Team mit viel Kampfgeist und Herz. Spielerische Momente waren durchaus zu erkennen. Herausragender Akteur der gut harmonierenden Mannschaft von Trainer Frank Wilhelm war der technisch starke Spielmacher und Vollstrecker Enrico Wilhelm.

Der SV 05 Trusetal wird selbst wohl am meisten von der Saison enttäuscht sein. Im Herbst schien die Mannschaft auf dem besten Weg zu einer Spitzenelf, spielte selbst noch eine aufhorchen lassende Vorbereitung gegen starke Konkurrenz, doch mit dem ersten Punktspiel im Frühjahr war die Luft raus und es folgten enttäuschende Leistungen. Einige Punkte wurden da auch durch undiszipliniertes Verhalten abgegeben. So geriet die Elf zeitweise sogar noch an den Rand der unteren Regionen und schloss schließlich mit Platz 8 ab. Neben den hohen Siegen (9:1 gegen Herpf und 6:0 gegen Oepfershausen) verlor man in gleicher Höhe gegen Tiefenort. Das Fazit lautet auch hier, dass das Wachsen der jungen Spieler Zeit und Geduld braucht. Die Mannschaft hat die Zukunft für sich und ist personell zu viel mehr fähig.

Beim FSV Kali Werra Tiefenor t ist die glorreiche Vergangenheit längst der Nüchternheit über das Machbare gewichen. Licht und Schatten wechseln bei der Mannschaft von Trainer Udo Gutwasser zu oft. Junge veranlagte Spieler wie Jery Herzog, Sadek Yel, Martin Krug und Matthias Naujoks bedurften noch zu sehr der Führung durch die alten Hasen Karsten Emmelmann, Uwe Linhos, Denny Schawohl und vor allem der von Heiko Adler. Hatten die „Alten“ mal keinen guten Tag erwischt oder fehlten im Aufgebot, glich das Team einem Torso. Dann kam auch Torjäger Jörg Sauerbrei nicht zum Zug, weil er kaum angespielt wurde. Geduld und Zeit werden in Tiefenort nötig sein, um wieder ganz vorn mitspielen zu können.

Der Abstieg aus der Bezirksliga wäre mit Sicherheit dem SV Blau-Weiß Kieselbach passiert, hätten die Verantwortlichen nicht in letzter Sekunde Rainer Vogt als Trainer verpflichten können. Aus dem tiefsten Tabellen-Keller holte der erfahrene Coach noch 40 Pluspunkte. Vogt verstand es vor allem, tragenden Kräfte wie Sebastian Brenn, den er Libero spielen ließ, Steffen Schrumpf, Eric Bachmann, Oldie Matthias Hotzel und Torjäger Michael Schmidt voll zu fordern, um die anderen mitzureißen. Anteil am faszinierendem Finale hatte auch Torwart Frank Hauptmann. Der Kapitän hielt nicht nur manchen Punkt fest, sondern brachte, wenn nötig, seine Mitspieler unmissverständlich auf Vordermann.

Auch beim SV Gumpelstadt ging das Abstiegsgespenst um. Die Männer von Trainer Andreas Patz besannen sich jedoch noch rechtzeitig auf ihre eigenen Möglichkeiten. War die Spielerdecke ganz dünn, schlüpfte Patz selbst in die Libero-Rolle, wie in Borsch und zeigte seinen Spielern, wie es gehen muss. Das Team um Kapitän Rayk Bley lebt von seiner Geschlossenheit. Zudem waren der Distanzschütze Matthias Kley und der schnelle Angreifer Alexander Rothämel von den Gegnern oftmals schwer auszumachen. Zur alten Stärke fand im Verlaufe der Saison Markus Kost zurück. Dennoch, sollte sich die Mannschaft personell nicht verstärken, droht erneut der Kampf gegen den Abstieg.

Der SV 07 Herpf hatte eigentlich nur Glück, dass die drei Absteiger ihre vorhandenen Möglichkeiten vergaben. Die Mannschaft ist etwas überaltert. Schnelligkeitsnachteile waren oft unübersehbar. Zudem kam Torjäger Stefan Kämmer bei weitem nicht so zum Zug wie in zurückliegenden Jahren. Vor allem dem Können von Tobias Hasenstab ist es geschuldet, dass so manches Pünktchen zum Klassenverbleib noch eingeheimst wurde.

Auch KuF Ichtershausen , der „Exot“ aus dem Ilmkreis, zählte bis zum Schluss zu den Abstiegskandidaten. Er rettete sich gerade noch dank seiner routinierten Akteure vor den Jungspunden aus Walldorf, und das trotz einiger Disziplinlosigkeit. In der Fairplay-Wertung lieferten sich die Rand-Arnstädter einen „harten Kampf“ mit Möckers um den letzten Platz. Spielerisch hatte Ichtershausen nur wenig zu bieten und zudem einen der schlechtesten Plätze.

Der Neuanfang für den Traditionsverein SV 1921 Walldorf in der Bezirksliga ist missglückt. Die Mannschaft von Spielertrainer Heiko Schwanitz war zu grün. Daran konnten auch die landesklassenerfahrenen Spieler Mirko Filler, Tino Forch und Schwanitz selbst nichts ändern.

Nun hat es den SV Blau-Weiß Herges-Hallenberg doch erwischt. Das zeichnete sich allerdings bereits ein, zwei Jahre davor ab. Der Abschied des Gründungsmitgliedes der Bezirksliga, das dieser seit elf Jahren ununterbrochen angehörte, war ein tragischer, weil vom ersten Spiel an bis zum letzten nie der Wunschkader auflaufen konnte. Zahlreiche Verletzungen und viele andere Gründe sorgten für einen beispiellosen Aderlass und auch daraus resultierend mangelndes Training. Angesichts dieser Tatbestände ist es nahezu bewundernswert, dass Trainer Andreas Recknagel Woche für Woche eine spielfähige Elf zusammenbekam. Es mussten zahlreiche Routiniers wieder ran, die ihr Bestes gaben, doch Routine allein reicht eben nicht aus, und der Verjüngungsprozess kam zu spät, die jüngeren Spieler waren für die Bezirksliga noch nicht reif. Ursache des Abstiegs war letzten Endes das Unvermögen, Vorsprünge über die Zeit zu bringen.

Was alle Experten vorhergesagt hatten, trat prompt ein. Der Neuling SV Eintracht Möckers ist als weit abgeschlagener Tabellenletzter wieder abgestiegen. Die Möckerser mussten erkennen, das Euphorie und Wille nicht ausreichen, in der Bezirksliga ein anderer Wind weht. Dabei begannen sie durchaus stark und waren in der ersten Phase auch gefürchtet. Doch ständige Undiszipliniertheiten im und am Spielfeldrand ließen die Eintracht in ein gefährliches Fahrwasser geraten, aus dem der Weg zum rettenden Ufer nicht mehr gefunden werden konnte. Mit nur vier gewonnen Spielen ist man natürlich nicht Bezirksligatauglich. Bezirksligatauglich und mehr sogar sind indes die 3.110 treuen Zuschauer, die meisten in der Staffel 1. Der Rekord von 550 Fußballfreunden, die Mitte Oktober 2005 die Partie gegen Schmalkalden verfolgten, wird wohl noch einige Weile Bestand haben im statistischen Bereich.

Eine alles andere als zufriedenstellende Saison ist zu Ende, bei der die sportlichen Belange zu kurz kamen. Zu sehr konzentrierte sich das Geschehen auf den Kampf gegen den Abstieg, in den zeitweise mehr als die Hälfte des Feldes verwickelt war. Der Zuwachs von 134 Gelben, 2 Gelb-Roten und 14 Roten Karten gibt mehr als zu denken. Diesen Trend umzukehren, sind alle Gemeinschaften in der Saison 2006/2007 gefragt (ger/gh/hrk)

Quelle: stz vom 08.07.2006